Der französische Atomlobby-General Fidel Castor führt, wie bereits im Vorfeld unter tosendem Beifall von gekauften, erpressten oder zufällig herumstehenden Massen angekündigt, auch dieses Jahr wieder einmal heldenhaft seinen Todeszug zur Eroberung des deutschen Wendlandes an hinterster Front an.
Die Schlacht wird unter dem Motto „“Bis zum letzten Brennstab““ geführt.
Ziel ist selbstverständlich wieder das Atommüllzwischenendlager Gorleben.
Die Kosten für den heroischen Auftritt zahlt wie gewohnt der Steuerzahler – dafür wird ihm auch dieses Mal wieder ein unglaubliches Spektakel geboten.
Mit von der Partie sind auch:
- die allseits bekannten und beliebten autonomen Spaßkräfte,
- viel Tanz und Gesang um Räumpanzer-Lagerfeuer,
- witzige Gestalten in Ku-Klux-Klan ähnlichen weißen Kutten (die aufgrund ihrer Zielscheiben ähnlichen Tracht besonderen Mut beweisen und sozusagen als Elite-Truppen fungieren könnten – wenn sich darunter nicht merkwürdigerweise auch Frauen befinden würden. Ein Manko, dass für viele aufgeklärte Menschen des 21. Jahrhunderts wohl immer ein Rätsel bleiben wird. Frauen gehören doch an den Arbeitsplatz),
- jede Menge uniformierter Laiendarsteller in den bevorzugten Waldschrat-Tarnfarben wie grün oder schwarz, die mit erhobenen Zeigefingern oder Schlagstöcken als Hilfstruppen für General Castor fungieren und durch massives Versprühen von Reizgas Tränen des Mitleides für ihre Strafversetzung an die Front hervorrufen möchten,
- freundliche Animateure in Zivil, die für ordentlich Stimmung sorgen und zum Mitmachen animieren, dass sich das Zusehen für den Steuerzahler auch richtig lohnt.
General Castor’s geniale Strategie liegt dieses Jahr darin, den kostenintensivsten Feldzug aller Zeiten zu führen – um sich selbst ein Denkmal zu setzen.
Die Atomstromlobby freut das ungemein, denn sie müssen die Transporte der Brennstäbe und deren sorgfältige Aufbewahrung in speziell ausgebauten und ökoklimatisch Luft-Boden befeuchteten unterirdischen Hochsicherheits-Salzstollen vom Typ „TitanATOMic II“ nicht bezahlen.
So können sie auch weiterhin fröhlich über den teuren Ökostrom schimpfen, dabei die Laufzeiten der Kernkraftwerke verlängern – oder die Zuspeisung von günstigem norwegischen Ökostrom ins deutsche Netz verhindern.
An mangelnder Phantasie wird der Feldzug jedenfalls nicht scheitern, das bescheinigten General Castor bereits so ziemlich alle Insassen der Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik in Berlin als Ergebnis einer experimentellen Umfrage zu aktuellen politischen Themen und deren statistisches Verhältnis zur Häufung von psychischen Erkrankungen.
Ironischerweise haben die Umfragen unter den uniformierten Laiendarstellern ähnliche Ergebnisse gebracht – leider stecken diese jedoch in dem Dilemma für ihre Darstellungen so gut entlohnt zu werden, dass sie nicht als Spaßbremsen gelten möchten um stattdessen lieber bei ihren Familien daheim krank zu feiern.
Der Steuerzahler entschuldigt dieses Verhalten mit dem ungemeinen psychischen Druck, dem diese von allen Seiten ausgesetzt sind – Anweisungen von Oben, Konditionierung in der Ausbildung, Angst vor sozialem Abstieg – zudem gäbe es ohne diese ja auch gar keine so schöne Veranstaltung zu bewundern.
Selbst unter den Anti-Atom Aktivisten hat man dafür mittlerweile sogar etwas Verständnis und verspricht auch ohne großen Einsatz von Reizgasen ein paar Mitleidstränen für die Ordnungskräfte übrig zu haben.
Nach neuesten Gerüchten schmiedet General Castor indessen bereits Pläne für den größten Streich der Geschichte – die Anerkennung der Castor-Transporte als schützenswertes Weltkulturerbe, so dass die Atomkraftwerkslaufzeiten unendlich verlängert werden können und die regelmäßigen Kulturspektakel im Wendland auch für nachfolgende Generationen erhalten bleiben.
Die verantwortlichen Politiker hüllen sich auf Nachfragen in gewohntes Schweigen und erklären nie von einem General Castor gehört zu haben und auch nicht zu wissen, was an radioaktiver Strahlung so besonderes sein soll – schließlich gäbe es das ja in jedem Atomkraftwerk, respektive deren näherer Umgebung. Man konzentriere sich derzeit voll und ganz auf die Manipulation Motivation der Bürger zur Setzung des Wahlkreuzes an der richtigen Stelle. Natürlich in deren eigenem Interesse.
Für das Paradoxon des billig-teuren Atomstroms sei man auch nicht verantwortlich – das sei eine Laune der Natur und soll bitte mit den uniformierten Laiendarstellern vor Ort im Wendland besprochen werden. Die würden für solchen Debatten schlagkräftigere Argumente parat haben und seien dafür übrigens auch extra geschult.
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